Schlehenlikör – der König der frostigen Nächte

Die Schlehe ist ein stachliges Biest. Wer sie pflückt, merkt gleich, warum’s früher hieß: „Wer Schlehen will, muss bluten.“ 

Aber wenn du sie richtig behandelst – Frost, Geduld und ein ordentlicher Korn – dann wird aus den bitteren, herben Früchten ein tiefroter Likör, der nach Wald, Kälte und Kamin riecht.

Ich erinnere mich noch, wie ich mit meinem Vater im Oktober losgezogen bin, dicke Jacke, Drahtkorb, Taschenmesser. Die Schlehen hingen schwarzblau in den Hecken, rund um die alten Feldwege. Er sagte immer: „Erst Frost, dann Frucht.“ 

Und wenn der Frost noch nicht kam, dann kamen wir – mit der Gefriertruhe. Der fertige Schlehenlikör stand dann den ganzen Winter auf der Anrichte, rubinrot, klar, fast wie flüssiges Feuer. 

Er war nie zum Besaufen gedacht – sondern als stiller Trost für Abende, an denen’s draußen regnet und drinnen still ist. Ein Schluck davon, und du weißt wieder, warum Geduld sich lohnt.

Zutaten für ca. 1,5 Liter
  • 500 g reife Schlehen (nach dem ersten Frost oder tiefgefroren)
  • 250 g Zucker (weiß oder braun)
  • 1 Vanilleschote
  • 1 kleines Stück Zimtstange
  • 1 l Korn oder Wodka (38–40 % Vol.)

Zubereitung – Schritt für Schritt

Die Schlehen kurz waschen und abtrocknen. Dann jede Frucht mit einer Nadel oder Gabel anstechen – das lässt den Saft besser in den Alkohol. In ein großes, sauberes Glas füllen.

Zucker, Vanilleschote (der Länge nach aufgeschlitzt) und Zimt dazugeben. Mit dem Alkohol auffüllen, bis alles bedeckt ist. Glas gut verschließen und an einen dunklen, kühlen Ort stellen.

Jetzt kommt der wichtigste Teil: Geduld.
Mindestens 8 Wochen ziehen lassen, besser 3 Monate. Alle paar Tage leicht schwenken, damit sich der Zucker löst und die Aromen verteilen.

Nach der Ziehzeit durch ein feines Sieb oder Mulltuch abseihen, in Flaschen füllen und noch ein paar Wochen ruhen lassen. Je länger, desto runder wird der Geschmack.

Varianten & Tipps
  • Etwas Orangenschale oder ein paar Gewürznelken bringen Weihnachtsduft ins Glas.
  • Mit braunem Zucker bekommt der Likör eine leicht karamellige Note.
  • Wer’s milder mag, kann am Ende mit etwas Wasser verdünnen – aber nicht unter 25 % Vol. gehen.
  • Heinzens Tipp: Wenn du beim Probieren denkst „hui, der beißt noch“ – einfach stehen lassen. Liköre altern besser als manche Menschen.

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