Schoko-Olivenöl-Torte (glutenfrei)
Schokolade ist ein Versprechen, das den Raum dimmt, ohne das Licht zu nehmen. Ich rühre sie gern am späten Nachmittag, wenn die Fenster schon spiegeln und der Wasserkocher plötzlich wie ein kleines Tier klingt. Olivenöl wartet im Glas, dunkelgrün, nach Gras und Wind; es hat diesen erwachsenen Duft, der Süßes zu etwas Ernsthaftem macht. Und irgendwo im Zimmer steht noch der Espresso von eben – abgekühlt, stark, eine kleine schwarze Note, die sagt: Ich halte die Balance.
Heute backen wir ohne Mehl, das heißt: ohne Weizen. Stattdessen mahlen Mandeln den Ton weich, bringen Saftigkeit und ein sanftes Nussflüstern. Keine Angst vor „glutenfrei“ – das ist keine Ersatzprobe, sondern ein eigener Stil. Die Torte sitzt später da wie ein ruhiger See: glänzend, kaum Zucker an der Oberfläche, dafür Tiefe. Ein bisschen Meersalz obenauf, nicht als Geste, sondern als Kompass. Salz macht aus Schokolade eine Landschaft.
Ich erinnere mich an ein Café in Lissabon, winzig, Kacheln, schmale Schatten. Dort gab es eine Tarte, die niemand „glutenfrei“ nannte. Sie war einfach richtig: dicht, zart, mit Olivenöl, das beim ersten Bissen kurz aufblitzte – wie eine Olivenhain-Erinnerung im Mund. Das hat mir gefallen: keine Etiketten, nur Geschmack. Genau so soll es hier werden. Wir gehen behutsam vor, schmelzen, rühren, heben, ohne Theater. Der Ofen macht die Arbeit, du machst die Musik.
Sag mir, wie’s gerade riecht bei dir. Schokolade? Kaffee? Noch nichts? Gleich wird es nach warmem Kakao und gerösteten Mandeln duften, mit einer Spitze Zitrus vom Öl, fein wie ein Flüstern. Zeit hast du? Eine halbe Stunde rühren, dann ab in die Wärme. Während die Torte bäckt, ziehst du eine Jacke über und lüftest kurz – frische Luft ist wie ein knackiger Rahmen für weichen Kern.
Und dann dieser Moment: Du holst sie heraus, die Mitte noch sanft, der Rand trägt eine dünne Kruste wie Samt. Kein Zuckermantel, nur ein Hauch Kakao, vielleicht ein Tropfen Olivenöl für den Glanz. Du wartest ein wenig – lauwarm ist sie am poetischsten. Schneidest du die erste Ecke, bricht sie nicht, sie gibt nach. Espresso daneben, vielleicht eine Scheibe Birne oder eine Wolke Crème fraîche, wenn du willst. Aber eigentlich braucht sie nur Luft und einen Tisch.
Es ist ein stilles Prahlen, dieses Dessert. Kein Hochglanz, sondern Substanz. Eine Torte, die man mitbringt, wenn man sagen will: Ich hab an euch gedacht – und an die Nacht danach. - Bleib noch kurz hier, rühr mit mir: Wir machen Schokolade, die atmen kann.
- 180 g Zartbitterschokolade (70 %)
- 120 ml mildes Olivenöl (fruchtig, nicht zu bitter)
- 150 g gemahlene Mandeln
- 40 g Kakaopulver (stark entölt)
- 150 g Zucker (oder 120 g + 30 g Muscovado)
- 3 Eier (Größe M), zimmerwarm
- 80 ml starker Espresso, abgekühlt
- 1 TL Vanilleextrakt
- ½ TL feines Meersalz + Flocken für oben
- ½ TL Backpulver (glutenfrei)
- Optional: 1 TL Orangenzeste
In einer zweiten Schüssel Zucker, Eier und Vanille 2–3 Minuten rühren, bis es hell und luftig wird; nicht zu schaumig, nur neugierig. Espresso unterrühren, dann die Schoko-Öl-Mischung hineinziehen – jetzt wird’s dunkel und ruhig. Die Mandeln mit Kakao, Backpulver und dem feinen Salz vermischen;
In zwei Portionen behutsam unterheben, bis der Teig wie dicke, glänzende Schokolade fließt. Wenn’s leise nach Orange riechen darf, die Zeste zugeben.
Den Teig in die Form gießen, einmal sanft aufklopfen, damit Luftbläschen aufsteigen. Ab in den Ofen, mittlere Schiene. Nach 22–25 Minuten duftet es deutlich; die Ränder sind gesetzt, die Mitte darf noch weich wippen – wie ein leiser Atem. Herausnehmen, 10 Minuten in der Form ruhen lassen, dann den Rand lösen. Lauwarm mit Meersalzflocken bestreuen; ein Hauch Olivenöl als Glanz ist erlaubt. Wenn’s zischt, war das Salz ungeduldig.
Varianten & Tipps
- Extra saftig: 2 EL Mandelmus mit in den Teig rühren; reduziert den Zucker um 10–15 g.
- Vegan gedacht: Eier durch 180 g Apfelmus + 1 EL gemahlene Leinsamen (mit 3 EL Wasser quellen) ersetzen; Backzeit 5–8 Minuten verlängern. Wird fudgy.
- Kaffee lauter: 1 TL Espresso-Pulver zusätzlich in den Kakao rühren; schmeckt nach „Mitternacht im Porzellan“.
- Zum Anrichten: Klecks Crème fraîche oder Kokosjoghurt, dazu Birnenscheiben in Zitronensaft gewendet; der Kontrast macht die Musik.


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