Gebratene Hähnchenschenkel mit Ofengemüse

Weißt du, warum ich Hähnchenschenkel so mag? Weil sie verlässlich sind. Keinerlei Gezicke wie bei der Brust, die erst trocken wird und dann beleidigt zerfällt. Ein Schenkel verzeiht dir viel: fünf Minuten länger im Ofen, ein Spritzer zu viel Salz – der bleibt saftig. Früher, wenn der Garten voll war und die Enkel hungrig, kam dieses Blech auf den Tisch und gut war. Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln – was halt da war. Im Herbst landete gern noch ein Rest Kürbis mit drauf, im Sommer Paprika und Zucchini. Kein Hokuspokus, nur Wärme, Geduld und eine ordentliche Prise Paprika. Und Butter, jawohl. Margarine ist Industriekram, das sag ich, seit ich denken kann.

Ich hab’s mir angewöhnt, die Schenkel erst kurz in der Pfanne auf der Haut anzurösten. Nicht lang, nur so, dass sie Farbe kriegen und die Küche gut riecht. Dann aufs Blech, Gemüse drunter – die Schenkel geben Saft und Fett ab, und genau darin wird das Gemüse „besser als Pommes“, wie mein Karl immer sagte. Wenn du die Zitronenschale fein abreibst und mit ans Gemüse gibst, hebt das den ganzen Geschmack, ohne dass es nach Sommerurlaub klingen muss. Ein Zweig Rosmarin, etwas Thymian – fertig.

Wichtig ist die Ordnung: Fleisch oben, Gemüse unten. Wenn du alles durcheinander wirfst, weint die Haut und wird labbrig. Und nimm dir Zeit: Ofen vorheizen, Schenkel abtrocknen, nicht verzichten auf das kurze Anbraten. Wenn’s zischt wie ein wilder Kessel, ist die Pfanne zu heiß – mittlere Hitze, Geduld, dann klappt’s. Und keine Angst vor dunkler Farbe: Braun ist Geschmack. Wenn es zu dunkel wird, einfach mit einem Stück Folie locker abdecken.

Das Schöne: Während der Ofen arbeitet, kannst du den Tisch decken, den Salat waschen und einmal durchschnaufen. Das Blech kommt raus, alles duftet, die Haut knuspert, die Möhren sind weich, die Kartoffeln kriegen braune Kanten. Dazu ein Klecks Joghurt oder ein Löffel Rahm mit Kräutern – und gut ist der Abend. Resten? Am nächsten Tag warm auf Brot, kalt in den Salat oder klein gezupft in die Pfanne mit Ei. Aus wenig viel machen, so hab ich’s gelernt. Mach’s nicht komplizierter als’s is.

Zutaten (für 4 Personen)

• 4–6 Hähnchenschenkel, mit Knochen und Haut (ca. 1,2 kg)
• 800 g festkochende Kartoffeln
• 400 g Möhren
• 2 rote Zwiebeln
• 2 Paprikaschoten (rot/gelb)
• 1 kleine Zucchini (optional)
• 200 g Kirschtomaten (optional)
• 4 Knoblauchzehen
• 1 Bio-Zitrone (Abrieb + 4 Spalten)
• 2 TL edelsüßes Paprikapulver
• 1 TL geräuchertes Paprikapulver (optional)
• 2 TL Salz, frisch gemahlener Pfeffer
• 4 EL Olivenöl
• 30 g Butter
• 1 Bund Petersilie (optional)
• 50 ml Weißwein oder 100 ml Hühnerbrühe

Zubereitung

Ofen auf 200 °C Ober-/Unterhitze (180 °C Umluft) vorheizen. Gemüse putzen. Schälen: Kartoffeln und Möhren; schneiden: Kartoffeln in Spalten, Möhren in dicke Scheiben, Zwiebeln in Spalten, Paprika in grobe Stücke, Zucchini in Halbringe. Kirschtomaten ganz lassen. Hähnchenschenkel abtrocknen, salzen und pfeffern. Eine große Pfanne auf mittlerer bis mittelhoher Hitze erwärmen, 1 EL Öl und die Butter zugeben. Schenkel mit der Hautseite nach unten 6–8 Minuten anbraten, bis sie goldbraun sind; nicht ständig bewegen – Ruhe gibt Kruste. Wenden, kurz die Fleischseite küssen lassen, dann herausnehmen. Gemüse mit restlichem Öl, Paprika edelsüß + ggf. geräuchert, Zitronenabrieb, 1 TL Salz und Knoblauch in Scheiben mischen. Alles auf ein großes Blech verteilen (nicht stapeln – Luft ist Knusperfreund). Bratensatz in der Pfanne mit Wein oder Brühe lösen und über das Gemüse träufeln.

Schenkel mit der Hautseite nach oben auf das Gemüse setzen, Zitronenspalten und Kräuterzweige dazulegen. Im Ofen 30–35 Minuten braten, bis die Kerntemperatur am Knochen ca. 75 °C erreicht (ohne Thermometer: beim Einstechen tritt klarer Saft aus). Für extra knusprige Haut zum Schluss 3–5 Minuten grillen. Blech 5–10 Minuten ruhen lassen, Petersilie hacken und darüber streuen. Mit Blechsaft servieren; wer mag, montiert 1 TL kalte Butter in die heißen Säfte für Glanz.

  • Fehlerquellen & Rettung
  • Haut wird nicht knusprig: Schenkel vorher gut abtrocknen, erst anbraten, im Ofen obenauf lassen.
  • Gemüse bleibt zu fest: Stücke zu groß – kleiner schneiden oder Möhren dünner. Notfalls 5–10 Minuten länger garen.
  • Blech „kocht“ statt röstet: Zu voll. Besser zwei Bleche verwenden oder Portion halbieren.
  • Zu viel Fett im Blech: Mit einem Löffel abnehmen; ein Schluck Brühe einrühren, das bindet.
  • Würzung lasch: Nach dem Ruhen nochmals über die Haut salzen – schmeckt sofort runder.

Varianten & Tipps

  • Nur Kartoffeln und Zwiebeln verwenden – puristisch, geht immer.
  • Mediterran: Schwarze Oliven, Fenchel und Oregano statt Paprika/Zucchini.
  • Scharf: 1 TL Harissa oder Chiliflocken zum Gemüse.
  • Süß-säuerlich: 1 EL Honig und ein Spritzer Essig in den Blechsaft.
  • Statt Schenkeln gehen auch Unterkeulen; Garzeit 5–10 Minuten kürzer.

Gretes Tipp: Lass die Schenkel obenauf und gib dem Gemüse Luft     
                      dann wird die Haut knusprig und die Kartoffeln kriegen goldene Kanten.


Ofenpfanne mit abnehmbarem Griff*

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